Kennst Du das? Du hörst und liest sehr viel über einen Ort, der verspricht all das bisher gesehene und erlebte in den Schatten zu stellen und dann kommst Du dort hin und bist enttäuscht, weil Deine Erwartungen nicht erfüllt wurden? Davor hatten wir ein wenig Bammel, als wir uns auf den Weg nach Fiordland, genauer gesagt entlang der Milford Road zum Milford Sound, begaben. Zu unrecht, wie sich später herausstellte.
Die Milford Road führt ab dem beschaulichen Ort Te Anau entlang einer kurvigen und sehr schönen Strecke nach Milford in den Fiordland Nationalpark. Die Strecke ist etwa 120km lang und dauert 2 – 3 Stunden (je nachdem wie viele Foto-Halte eingelegt werden).
Milford Sound: Timing ist alles
Milford Sound ist so ziemlich der einzige Teil des gigantischen Fiordland Nationalparks, der für den „Massentourismus“ erschlossen ist. Erschlossen bedeutet, dass es hier eine Straße gibt. Ein Luxus, der sonst im Fiordland einfach nicht existiert. Das hat auch zur Folge, dass Touristen in eigenen Autos als auch Schwärme von Bussen jeden Tag den Weg nach Milford antreten.
Um der Hektik etwas zu entfliehen und für uns den Weg zeitlich zu entzerren, haben wir ein wenig taktiert.
Der Plan: Eine späte Bootstour buchen, da die Busse meist früh in Te Anau und anderen Orten starten und damit Bootstouren zwischen 11 und 13 Uhr ansteuern. Die Milford Road damit auch später als die Busse fahren und auf dem Hin- und Rückweg an der Milford Road schlafen.
Die Umsetzung: Wir fahren am späten Nachmittag den ersten Teil der Milford Road und übernachten am Henry Creek Campground. Dieser liegt direkt an einem schönen See, den wir wieder einmal trotz „eisiger“ Wassertemperaturen angetestet haben. Am folgenden Tag fahren wir von dort erst gegen Mittag (pünktlich mit Pauls Lust auf ein Schläfchen) entlang der Milford Road los.
Wir halten unterwegs an den Mirror Lakes, kleine Seen in denen sich die Berge bei ruhigem Wetter spiegeln.
Wir legen eine weitere Pause ein, um zu einem kleinen Gletscher zu wandern, den wir von der Straße aus gesehen hatten und durchfahren wenig später den Homer Tunnel. Der Homer Tunnel ist 1,2km lang und besitzt eine langwierige Entstehungsgeschichte. Der Tunnel durchbohrt die Feldwand und führt während der 1,2km steil bergab. Aus diesem Grund sind die Bauarbeiter bei der Grabung schnell auf Wasser gestoßen und es musste erst ein Ablauf dafür geschaffen werden, bevor 1953 der Bau abgeschlossen und damit die Milford Road freigegeben werden konnte.
Einen weiteren kurzen Stopp legen wir bei The Chasm ein. Hier hat das Wasser von Bächen furchteinflößend tiefe Schluchten in Felsen gespült. Ein kurzer Rundgang führt mit Brücken über diese engen Schluchten und gibt einen Eindruck welche Kraft das Wasser ausübt. Dort als auch am Parkplatz vor dem Homer-Tunnel treffen wir dann auch erstmals auf die frechen Alpin-Papageien auf die wir uns schon so lange gefreut haben: Keas. Sie sind immer auf der Suche nach etwas Essbarem und immer voller Hoffnung, dies bei den Touristen zu finden. Bei uns ist das zwar eine Fehlannahme (da das Füttern den Tieren nicht gut tun würde), trotzdem schauen sie sich genauer um (auch auf unserem Autodach und unter dem Auto – man weiß ja nie).
Nach weiteren 10km kommen wir in Milford an, um unsere Bootstour mit Mitre Peak um 16:30 Uhr zu begehen. Die Uhrzeit passt bestens, denn es ist die späteste Zeit für eine normale Tour auf dem Sound und als wir ankommen leeren sich die Parkplätze schon. Als wir von unserer Tour zurück am Bootsanleger in Milford sind, ist kaum noch eine Menschenseele an diesem Ort.
Die Bootstouren haben alle ein ähnlichen Umfang und fahren den Milford Sound komplett bis zur Öffnung zum Meer ab. Dabei werden die spektakulären Stellen in den gut zwei Stunden abgefahren und kommentiert. Die Touren unterscheiden sich vor allem in der Anzahl an Personen an Bord. Mitre Peak fährt mit kleinen Booten (max. 75 Personen). Bei uns waren etwa 30 Personen an Bord. Also beinahe eine private Tour.
Milford Sound besticht durch steil aufsteigende Felswände von denen immer wieder Wasserfälle auf den Fjord treffen. Bei Regen – und das ist in dieser Gegend an rund 250 Tagen im Jahr der Fall – sind die Felswände übersät mit Wasserfällen. Bei sonnigem Wetter (also mit etwas Glück und wieder dem richtigem Timing), sind einzelne Wasserfälle (auch mal mit Regenbogen) zu sehen und die Boote können sehr nah an diese heran fahren. Manchmal auch so nah, dass die Spitze des Bootes in den Wasserfall reicht. Zur Freude einiger Passagiere.
Die Fahrt wird kurz vor dem offenen Meer sehr wellig, jedoch treffen wir dort auf Delfine, die unser Boot während der Wendung auf dem Meer und bis in den Fjord zurück begleiten. Was für ein Spektakel! Die Tiere können mit der Geschwindigkeit unseres Bootes mithalten und springen immer wieder erfreut aus dem Wasser. Paul freut sich sehr über die neugierigen Delfine und quietscht fröhlich dem Wind entgegen. So wird die Rückfahrt für unseren kleinen spannend gestaltet und er kann über die starken Wellen hinwegsehen (was ihm sonst nicht besonders gefällt).
Da es nach unserer Tour schon reichlich spät geworden ist, haben wir geplant in Cascade Creek für die Nacht zu halten. Das ist unweit von Milford und soll ein schöner DOC-Platz sein. Dort angekommen sehen wir eine Wiese voller Camper-Vans und Zelte und trauen unseren Augen nicht. Mit voll ist hier wirklich voll gemeint, also überfüllt. Kurz bevor wir schon gewillt sind einfach weiterzufahren, finden wir ein kleines Plätzchen direkt am Bach neben dem ein Bett von Lupinen steht, an dem wir ganz in Ruhe und allein stehen können. Wir bleiben also doch dort und genießen den schönen Platz (und flüchten später schnell in den Camper, da die Sandflies uns trotz Abwehrmittel fast aufgefressen hätten).
Am nächsten Morgen geht es für uns dann wieder zurück in Richtung Te Anau mit Ziel Südküste. Wir legen einen langen Stopp in Manapouri ein und trauen uns auch hier wieder in das klare, kalte Wasser des Sees. So langsam sind wir abgehärtet und können ziemlich flott in das kalte Nass laufen. Wir stellen uns dabei vor, dass uns nur dieser See davon trennt, einen zweiten Sound im Fiordland Nationalpark zu sehen: Der Doubtful Sound. Dieser ist nur erreichbar, wenn der See komplett mit dem Boot überquert wird und danach noch eine Strecke mit einem Auto/ Bus zurückgelegt wird. Auch hierfür gibt es (sehr teure) Touren. Wir haben darauf verzichtet, auch wenn es sicherlich interessant gewesen wäre noch weitere, entlegenere Teile des Fiordland Nationalparks zu besuchen.
Milford Sound hat uns nicht enttäuscht, trotz der ganzen Bilder und Berichte, die wir vorher gesehen und gelesen hatten. Milford Sound ist jedoch in unseren Augen vor allem als Gesamtpaket sehenswert: Die Milford Road, also der Weg zum eigentlichen Milford Sound, legt dabei unserer Meinung nach, einen großen Teil in die Waagschale und die Bootstour auf dem Milford Sound rundet das Bild von dieser Gegend gelungen ab. Mit etwas Zeit und Planung kann der große Stress auf den Straßen und der Massen-Auflauf an den Booten vermieden werden. Das schont die Nerven und schönt das Erlebnis.
3 Kommentare
Hallo ihr drei,
ich bin auf der Suche nach Info auf euren Blog gestossen und hoffe, dass ihr mir ein paar Tipps geben könnt. Ich werde mit Mann und Kind den ganzen März (arbeitsbedingt haben wir leider nicht mehr Zeit) in NZ zu verbringen – unsere Tochter ist dann 1 Jahr alt. Mir konnte nicht wirklich jemand etwas raten zum Thema Sonnenschutz/creme (UV-Kleidung?) und vorallem Schutz gegen Sandflies für Kinder unter 2. Der Kinderarzt hier rät klar von DEEThaltigen Sachen ab, viele andere behaupten dass andere Dinge nicht wirklich wirken. Über die Kraxe zum Wandern kann man ein Netz machen aber der Bewegungsdrang unserer Tochter kann ja schlecht immer in ein Moskitonetzgebiet gesperrt werden. Wie habt ihr das gelöst? Wie regeln die Locals das? Neuseeländer haben ja schliesslich auch Babies die sie vor Sandflies und Sonne schützen wollen/müssen.
Wir haben geplant, einen Minifaltbuggy(Stadt) und ne Kraxe(Wanderungen) mitzunehmen und mit dem Camper unterwegs zu sein – macht das eurer Erfahrung nach Sinn und habt ihr noch Tipps was man auf keinen Fall vergessen sollte?
Ich würde mich sehr über Antwort und Rat freuen, da in unserem Freundeskreis zwar Leute nach NZ gereist sind – allerdings immer ohne Baby. Wir teilen eure Philosphie über Reisen mit Kindern, allerdings scheint man damit häufig die Ausnahme zu sein.
Beste Grüsse,
Anika
Hallo Anika,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Wir finden es toll, dass ihr Euch diese Reise vorgenommen habt. Die Zeit und der Plan klingen doch sehr gut!
Die Frage bzgl. Sonnen und Sandflies-Schutz bekommen wir häufiger gestellt. Dazu wird es bald auch nochmal ausführliche Beiträge bei uns geben 🙂
Hier schon einmal die wesentlichen Informationen und unsere Erfahrungen.
Zum Sonnenschutz: Mit der Sonne haben wir es wie folgt gemacht:
– biologische Sonnencreme für Babys (bei DM gibt es eine sehr gute) für das Gesicht und die Hände mit LSF50
– fast immer lange Kleidung (so warm ist es meist ja auch nicht und wenn dann reicht als Oberteil auch ein Langarm-Body)
– Sonnenhut mit Nackenschutz
– Kraxe mit Sonnenschutz
– Sonnenschutz/ Tuch für das Auto/ den Kindersitz
Damit sind wir ohne Probleme durch gekommen. Paul hat nicht einmal Sonnenbrand oder auch nur Ansätze davon gezeigt.
Sandflies: Für Paul haben wir Antibrumm für Kinder (rein pflanzlich, ohne DEET), jedoch benötigt man das kaum. Er ist in Neuseeland fast immer mit langen Hosen und Hemden unterwegs und somit ist das meiste seines Körpers bedeckt. Das hilft am besten. Auch gegen die starke Sonne. Außerdem sind Kinder einfach viel weniger betroffen von den Angriffen dieser Biester. Für ganz wilde Fälle (dabei handelt es sich nur um ein paar Plätze), haben wir ein Reisemückennetz dabei, dass wir im Camper aufgehangen haben. Bei Wanderungen haben wir fast nie etwas gebraucht, weder Spray noch irgendetwas anderes. Sollte doch ein Stich da sein, kann Fenestil helfen. Jedoch nerven Sandflie-Stiche vor allem, wenn gekratzt wird. Da Babys das nicht tun, sind die Stiche auch schneller wieder vergessen als bei uns Erwachsenen. 🙂
Schaut dazu mal in unsere Packliste (http://www.unterwegs-bleiben.de/packliste/).
Wir haben uns dazu entschieden den Buggy zuhause zu lassen und haben nur die Kraxe und Bauchtrage mitgenommen. Eine Entscheidung die wir nie bereut haben. Das hängt tatsächlich aber vom Kind ab. Paul ist ein kleiner „Fegebesen“ und kaum zu halten, seit er laufen kann und hat schon davor Tendenzen gezeigt, dass er den Wagen nicht unbedingt braucht.
Liebe Grüße,
David
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